Ein Versuch, mir meine Trauer, Resignation und Wut von der Seele zu schreiben, um nicht daran zu zerbrechen

Samstag, 26. Dezember 2015

012-2015 Frohe Weihnachten für alle von uns




Die Weihnachtszeit ist wie ein langer Sonntag. Wie bei diesem gehört zu ihren Geflogenheiten, einem als langwierig, zuweilen auch düsteren Alltag empfundenen Alltag ein trostreiches Ende zu setzen, so als ob schließlich doch alles gut werde und das Licht durch die Dunkelheit strahle. Aber wir wissen es natürlich besser. Denn immerhin kam das Finale für viele Menschen in diesem Jahr eben nicht als gutes, sondern als dickes Ende.
Ich verzichte also darauf, an dieser Stelle einen süßlichen Kommenrar abzugeben, wie wir ihn aus Medien und Werbung kennen. Auch mich hat dieses Jahr so mancher Illusionen beraubt, denen ich aber nicht nachtrauere, auch wenn sie mir das Leben scheinbar so erleichtert haben. Am Ende mussten sie dann doch die bange Frage beantworten, ob sie auch einlösen, was sie vormals versprochen hatten. Und diesbezüglich sind für mich nur wenige Hoffnungen wahr geworden. Die akademischen Hoffnungen sind verflogen, und jetzt geht es nur noch um die bloße Existenz. Nicht nur für mich, sondern auch für Zeitgenossen, die ich aus meinem eigenen Leben kenne, aber aber auch für jene, die mir nur aus Erzählungen bekannt sind. Selten hat die allgemeine Zeitstimmung aus meiner Sicht so sehr eigenen Befindlichkeiten entsprochen wie gerade jetzt.
Dennoch gilt es diesen Beobachtungen nicht weitere Lamenti hinzuzufügen. Wenn das Leben uns so zahlreiche ernüchternde Überrschungen bereit hält, wird es uns vielleicht doch auch einmal wieder ins Erstaunen versetzen. Ich halte es mit dem alten Beamten Villaamil im Roman Miau von Pérez Galdós, der die Hoffnung auf Gerechtigkeit aufgibt und sich einen negativen Metaphysik verschreibt. Auf diese Weise erwartet er immer das Allerschlimmste, um sich dann positiv überraschen zu lassen.
Auf meinen alten Blog habe ich viele Leser gefunden, die mir gelegentlich auch ihre Meinung mitteilten. Ich würde mich sehr freuen, wenn sie mir auf diesem neuen Blog auch wiederbegegneten und dabei vielleicht noch Freunde oder Bekannte mitbrächten, die einen ähnlichen Gedankenaustausch suchen. Wann immer auch Kollegen besonders im Bereich der Geisteswissenschaften und der Romanistik, Probleme mit der deutschen Hochschule haben, wenn ihnen Ungerechtigkeiten widerfahren, werden sie vielleicht gern auf meinen Blog zurückgreifen, sich bestätigt oder sich in ihren Erwartungen nicht bekräftigt fühlen. Aber natürlich freue ich mich auch über Besucher aus ganz anderen Windrichtungen. In einzelnen Blogs werde ich auch, wie in den zurückliegenden sechs Jahren, auf den politischen Diskurs unserer Zeit eingehen und auf Ihre/Eure Kommentare hoffen.
In diesem Sinn uns allen Frohe Weihnachten.